Reaktion von Gemeinderätin Caroline Hungerländer und Präsident der Plattform Christdemokratie Jan Ledóchowski auf den Standardbericht “Rechtsextremer Aufmarsch und bunte Gegenkundgebung vor Türkis Rosa Lila Villa mit Dragqueen-Lesung“. Leider wurde dieser Text vom Standard nicht abgedruckt.
Analyse, das klingt nach Objektivität. Die Analyse „Wie Rechte sich Trans und Drag zum Feindbild bauen“ folgt diesem Anspruch leider nicht. Statt die nationale – und internationale – Diskussion über Pubertätsblocker, Hormontherapien und die Zulassung von biologischen Männern im Frauensport zu analysieren, schlagen die Autoren in die ausgewaschene Kerbe der rechtsextremen Weltverschwörung.
Das Narrativ könnte aus der Feder eines Steve Bannon stammen: Die weltverschwörerische Rechte (beinhaltend alles, was nicht links ist) zieht gegen Trans-Kinder in den Krieg um Wahlen zu gewinnen. Ihre mutwillige Verknüpfung der Themen Geschlechtsidentität und Kinderschutz wird als Schachzug zur Stimmenmaximierung dargestellt – und nicht etwa als Reaktion auf offensive Bewerbungen von Transidentitäten in Kindersendungen, Schulbüchern und Shows der auf die krampfhafte Überordnung von trans-Anliegen, etwa bei Sportwettkämpfen.
Wie in den USA üblich und von den Autoren verteidigt, sollten Menschen entsprechend ihrer eigenen Geschlechtsidentität an Wettbewerben teilnehmen und nicht entsprechend ihres biologischen Geschlechts. Kein Gedanke wird an die biologisch weiblichen Sportlerinnen verschwendet, welche nach Jahren des harten, entbehrungsreichen Trainings gegen biologische Männer verlieren – was in den USA zudem mit dem Verlust eines Studienplatzes verbunden sein kann. Das Ergebnis sind weibliche Spitzensportler, welche ihre Karrieren angesichts der überlegenen, männlichen trans-Konkurrenz beenden. Sie sind jedenfalls keine Opfer einer rechten Weltverschwörung.
Eingriff in die Körper pubertierender Jugendlicher
Noch bedenklicher ist die Befürwortung der Autoren von „gender affirmative healthcare“, also der bestätigenden Behandlung von Jugendlichen mit der Selbstdiagnose „Genderdysphorie“ und die Verabreichung von Pubertätsblockern und Hormontherapien. Was als „Gesundheitsvorsorge“ euphemisiert wird, ist in Wahrheit ein irreversibler, von Nebenwirkungen begleiteter Eingriff in die Körper pubertierender Jugendlicher.
Die Folgen dieser Behandlungen können international beobachtet werden. Zweifelhafte Bekanntheit erlangte die NHS finanzierte Klinik Gids (Gender Identity Development Service for children). Nach Whistleblower-Berichten, Klagen und einer offiziellen Untersuchung wurde die Klinik geschlossen. Die Hauptvorwürfe: Die Jugendlichen wurden nur affirmativ behandelt und nicht entsprechend ihrer individuellen psychischen Herausforderungen therapiert. Tatsächlich zeigen Statistiken von Gids Überschneidungen zwischen psychisch belasteten Jugendlichen und der Selbstdiagnose Genderdysphorie: UK-weit leiden 2% der Jugendlichen an Autismus-Spektrum-Störungen; unter Gids-Klienten mehr als ein Drittel. Ebenso ist die Zahl sexuell missbrauchter Jugendlicher deutlich höher als unter der Gesamtbevölkerung. Auch gibt es Fälle von homosexuellen Jugendlichen, die, anstatt bei der Findung ihrer sexuellen Ausrichtung unterstützt zu werden, in eine Hormontherapie getrieben wurden.
Jugendtrend trans
Die affirmative Behandlungsweise negiert auch die Möglichkeit, dass es sich bei „trans“ um einen Jugendtrend handelt. Die größere Sichtbarkeit von Transmenschen allein würde weder den Anstieg und schon gar nicht das veränderte Geschlechtsverhältnis erklären können. Waren Männer in der Vergangenheit die Hauptgruppe von Geschlechtsumwandlungen, sind es nun pubertierende Mädchen. Das ist ein internationales Phänomen. Die Zahl der wegen Geschlechtsdysphorie behandelten Kinder und Jugendlichen hat sich in Deutschland in weniger als zehn Jahren verfünfundzwanzigfacht und 85% der sich als trans Identifizierenden sind biologische Mädchen. Alleine in Schweden wurde zwischen 2006 und 2018 bei 5.725 Personen eine Geschlechtsdysphorie diagnostiziert. Auffallend ist der im selben Zeitraum enorme Anstieg der Fälle von 13- bis 17-Jährigen Mädchen (plus 1.500%!). Die Hälfte aller Geschlechtsdiysphorie-Neudiagnosen zwischen 2013 bis 2018 betrifft Jugendliche unter 16 Jahre (51%). Wir wissen aus Studien, dass sich die meisten Kinder und Jugendlichen später mit ihrem Geburtsgeschlecht aussöhnen. Anders ist es bei Patienten, deren Pubertät angehalten wurde. Die setzen in der Regel die Transition fort, zunächst durch Hormone und gegebenenfalls durch Operationen. Entsprechend sind Pubertätsblocker frühe Weichensteller. Weiterhin ist auch nicht erwiesen, ob eine Geschlechtsumwandlung die psychische Gesundheit tatsächlich langfristig verbessert. Nicht wenige Betroffene verneinen dies: Gegen Gids wurden Klagen von Betroffenen eingereicht, welche ihre – unumkehrbare – Entscheidung im Nachhinein bereuten.
Noch dazu sind die mittel- und langfristigen Auswirkungen dieser Behandlungen unbekannt, da keine Daten vorliegen. Bedenken betreffend die Sicherheit und Effektivität von Pubertätsblockern und Hormontherapien äußerten daher der Association of Clinical Psychologists sowie die Society for evidence Based Medicine sowie ehemalige Mitarbeiter von Gids.
Der letzte Kritikpunkt an Gids war die enge Verbindung mit Trans-Organisationen. Diese befürworten und forcieren den Einsatz von Pubertätsblockern und geschlechtsumwandelnden Therapien. Die Vereinnahmung öffentlicher Gesundheitseinrichtungen von gesellschaftspolitischen Lobbyorganisationen ist ein Skandal.
Diese Kritikpunkte an Gids wurde in den britischen Qualitätsmedien eingehend diskutiert. Doch nicht nur über dem Ärmelkanal, auch in unserem Nachbarland ist die Debatte fortgeschritten. Während die Ampelkoalition nämlich an einem Gesetz zur „self-ID“ brütet, riefen 100 deutsche Ärzte und Wissenschaftler auf, biologische Tatsachen und wissenschaftliche Ergebnisse wahrheitsgemäß darzustellen. Gemeint ist die Verbreitung der Idee, dass das Geschlecht bei der Geburt nur zugeschrieben werde und in Folge frei wählbar sei.
Fehlende Berichterstattung in Österreich
Doch nicht nur die internationalen Warnungen werden ignoriert, sondern auch kritische Stimmen aus Österreich. Was dem Narrativ der rechtskonservativen Weltverschwörung nämlich nicht ins Konzept passt, sind die warnenden Stimmen aus feministischen Kreisen wie z.B. der Europäischen Gesellschaft für Geschlechtergerechtigkeit. Deren ärztlich fundierte Kritik hat bislang in keine „Analyse“ geschafft.
So zeigt sich der österreichische Journalismus selbst mehr „affirmative“ denn hinterfragend. Hinterfragt könnte etwa werden, wie viel eine entsprechende – lebenslang anzuwendende – Therapie kostet. Auch könnte nach „cui bono“ gefragt werden: Seit Beginn der Legislaturperide gab die Wiener Stadtregierung mehr als 2 Mio Euro für LGBT Projekte aus. Das ist Geld, von dem eine überschaubare Anzahl an Vereinen gut lebt und ihre Angebote stetig auf immer jüngere Menschen ausdehnt. Die Promotion von LGBT ist nicht nur Zeitgeist, sondern auch Geschäftsmodell.
Der Jugendtrend „trans“, der Einsatz von Hormonen und Pubertätsblockern ist keine Wahlpropaganda rechtsradikaler Gruppen, sondern eine Frage, welche die Mitte der Gesellschaft, und besonders alle Eltern, betrifft. Die Strategie, besorgte Stimmen ins rechte Eckt zu stellen, hat sich auch schon in anderen Fragen – etwa Migration – als fatal erwiesen. Was übrig bleibt, wenn sich der Wind wieder dreht und es keiner wirklich gewesen sein möchte, sind Menschen, die leiden und Menschen, die gut verdient haben.